Das Wattenmeer bietet viele verschiedene Lebensräume und damit ein Zuhause für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Rund 10.000 Arten – darunter einzellige Organismen, Pilze, Pflanzen und Tiere wie Würmer und Muscheln, Fische, Vögel und Säugetiere – leben hier. Jedes Jahr legen rund 10 bis 12 Millionen Vögel auf ihrer Durchreise von den Brutgebieten in Sibirien, Skandinavien oder Kanada zu ihren Überwinterungsgebieten in Westeuropa und Afrika oder zurück eine kurze oder längere Rast im Wattenmeer ein. Denn nur hier finden sie genug Nahrung, um die Tausende von Kilometern lange Reise überstehen zu können.
Das Wattenmeer zeigt auf einmalige Weise, wie sich Pflanzen und Tiere an die ständig wechselnde Landschaft anpassen. Zwischen Ebbe und Flut, an der Schnittstelle von Land und Meer, wo Süßwasser und Salzwasser aufeinandertreffen, leben viele ökologische Spezialisten. Geformt von den Kräften der Natur, von Wind, Sand und Gezeiten, haben sich ganz besondere Lebensgemeinschaften gebildet. Naturvorgänge können sich hier noch weitgehend unbeeinflusst vom Menschen entfalten.
Robbenbeobachtung gehört zu den touristischen Attraktionen im Wattenmeer. Das geht fast nirgendwo so gut wie auf Borkum. Sowohl Seehunde als auch Kegelrobben sind geschützte Tierarten, denen wir uns besonders verpflichtet fühlen. Seit Einstellung der Bejagung vor knapp 50 Jahren erholen sich ihre Bestände im Wattenmeer stetig. Die Seehundsbank wird von Robben als Liegeplatz und von Vögeln als Rastplatz genutzt – beide Artengruppen werden sich an die natürliche Dynamik anpassen. Ihre jeweiligen Ruheplätze zu wahren und eine respektvolle Beobachtung ggf. zu ermöglichen gehört zu den Aufgaben des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.